Wenn eine Sekunde das ganze Leben verändert: Experte warnt vor Brandunfällen mit schwerwiegenden Folgen.
Dr. Hans Ziegenthaler, Chefarzt des Reha-Zentrums für Brandverletzte der Gräflichen Kliniken am Standort Moritz Klinik, über die häufigsten Ursachen für Brandverletzungen, die richtige Erstversorgung und die Folgen von Verbrennungen.
Während der Grillsaison und im Dezember ist die Verbrennungsgefahr besonders hoch. Woher kommen die klassischen Brandverletzungen in der Weihnachts- und Neujahrszeit?
„Gerade zum Jahresende steigen die Zahlen von Brandverletzungen an. Vorsicht ist nicht nur beim Weihnachtsbaum mit echten Kerzen oder Weihnachtsgestecken geboten. Auch Glühwein und Heißgetränke können schwere Brandverletzungen verursachen. Aber auch alles, was uns buchstäblich Wärme ins Herz bringt wie Kaminfeuer oder Feuerschalen sind häufige Gefahrenquellen. Ebenfalls Bio-Ethanol oder Spiritus, der beispielweise zum Anzünden von Fondues verwendet wird. Spiritus und Bio-Ethanol sind außergewöhnlich leicht entzündlich. Ein Fingerhut voll davon reicht aus, damit in Bruchteilen von Sekunden eine Brandwolke von 10 Litern entsteht. Nicht zuletzt sind besonders Böller gefährlich. Von Knallkörpern, die keine CE-Zulassung oder andere Kennzeichnung haben, sollte man auf jeden Fall die Finger lassen. Das kann extreme Folgen gerade für die Hände haben. “
Bei Feuer und Brandverletzungen ist schnelles Handeln gefragt. Worauf kommt es an und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind bei Brandverletzungen richtig?
„Als Brandhelfer gibt es die folgenden drei Schritte zu beherzigen: 1) Verantwortung übernehmen und handeln; 2) die Hitzeeinwirkung löschen oder den Verletzten aus der Gefahrenzone bringen und 3) sich selbst schützen.
Bei der Erstversorgung kommt es auf die Schwere der Brandverletzungen an. Ist die Haut oberflächlich noch intakt und die Verletzung nicht größer als der Unterarm eines Erwachsenen, wird die Verletzung am besten unter Leitungswasser für maximal zehn Minuten gekühlt und anschließend sauber und steril abgedeckt. Handelt es sich um eine offene Wunde, sollte sie mit sterilen Kompressen oder einem Verbandstuch abgedeckt werden. Auf keinen Fall sollte die Wunde mit Zahnpasta, Backpulver oder Mehl behandelt werden, die die richtige Beurteilung der Wunde erschweren. Das hat man früher nur gemacht, weil man keine Verbandsmaterialien hatte, die Feuchtigkeit aufnehmen konnten. Heute hat man das in jedem Erste Hilfekasten.“
Wie kann man zu Hause für die Erstversorgung vorsorgen?
„Am besten mit einem Erste-Hilfekasten, den man zur Adventszeit überprüft. Denn auch Verbandsstoffe haben ein Verfallsdatum. Außerdem gehört eine silber- oder goldfarbenen Wärmeschutzdecke und eine Löschdecke in jede Küche. Diese kommen besonders dann zum Einsatz, wenn Öl in der Pfanne brennt. Das wird auf keinen Fall mit Wasser gelöscht, sondern durch ein Abdecken erstickt.“
Bei Verbrennungen bleiben nicht nur Narben zurück. Mit welchen Folgen haben Brandverletzte zu kämpfen?
„Ein unbedachter Moment beeinflusst den Rest des Lebens. Bei Brandverletzungen bleiben nicht nur Narben zurück, sondern damit verbunden auch Funktionsstörungen. Gerade die Hände, unsere wichtigsten Werkzeuge, oder am Hals und Gesicht wo es auch um Kommunikation geht. Daher ist es immer besser, vor dem Schaden klug zu sein. Mit wenig Aufwand kann viel Schaden von der eigenen Gesundheit abgewendet werden.“
Tag des brandverletzten Kindes
Am 7. Dezember ist der „Tag des brandverletzten Kindes“. Jedes Jahr erleiden in Deutschland allein rund 30.000 Kinder Verbrennungen und Verbrühungen. Das Brandverletzten-Reha-Zentrum an der Moritz Klinik freut sich an dem Tag über Spenden an den Verein Paulinchen für Brandverletzte Kinder e.V. Das gesamte Programm und mehr gibt es unter www.moritz-klinik.de